Bestiarium
Als Bestiarium wird ein theologisch-naturkundliches Werk bezeichnet, das die Erscheinungsformen von Tieren, Pflanzen und Steinen und welchen Nutzen der Mensch daraus entnehmen kann bildhaft symbolisch erklärt.
Das Bestiarium von Peterborough
Fabelhafte, heimische und exotische Tierwelt in Bildern der Gotik
Entstanden: Um 1300
Abtei Peterborough, Ostengland, um 1300
Umfang: 44 Seiten
Format: ca. 34,8 x 23,6 cm
Miniaturen: 104 Miniaturen, 108 mehrzeilige und farbige Zierinitialen
Einband: Blindgeprägter brauner Ledereinband in Schmuckkassette
Auflage: 1480 nummerierte Exemplare
Inkl. Kommentarband
Die Beschreibung von mehr als 100 Landtieren, Vögeln, Reptilien und Wassertieren macht aus dem Bestiarium von Peterborough eines der vollständigsten Tierkomponenten dieser Art. Es beginnt mit dem Löwen als dem König der Tiere, aber auch Fabelwesen wie Phönix, Einhorn und Greif werden abgehandelt.
Eine besondere Herausforderung lag für den englischen Buchmaler in den vielen exotischen Tieren wie Antilope, Elefant und Krokodil, die er meist nur aus Musterbüchern oder Reisebeschreibungen kennen konnte. Die Ablösung der romanischen Kunst durch die Gotik, ausgehend von Frankreich, bedeutete auch in England die Herausbildung eines neuen Malstils. Der Wunsch, den Figuren mehr Plastizität zu verleihen, führte generell zu einer grazileren und schwungvolleren Linienführung. Natürlich beeinflusste die neue Ästhetik auch die Tierdarstellung.
Das Bestiarium von Peterborough
Bestiarium von St. Petersburg
Entstanden: 1190, Nördl. Midlands
Russische Nationalbibliothek St. Petersburg
Format: 22 x 17 cm
Umfang: 182 Seiten
Miniaturen: 113 Miniaturen
Inkl. Kommentarband
Auflage: 995 limitierte Exemplare
Das lateinische Bestiarium von St. Petersburg ist um 1190 in den nördlichen Midlands in England entstanden und ist seit 1805 im Besitz der Russischen Nationalbibliothek St. Petersburg. In seiner prunkvollen Gestaltung ist es ein Luxus-Bestiarium. Mit einer Fülle von 113 goldunterlegten Illustrationen in unterschiedlich gestalteten Rahmen, Rechtecken und Medaillons, sowie leuchtenden Farbgebungen zählt die Handschrift zu den eindrucksvollsten Naturbüchern, die vor allem in England des 12. und 13. Jahrhunderts Adel und Klerus begeisterten.
Bestiarium Oxford
Entstanden: 12. Jahrhundert, Südengland
Oxford, Bodleian Library
Format: 28 x 18 cm
Umfang: 244 Seiten
Miniaturen: 130 Miniaturen mit Tierdarstellungen auf reichem Goldgrund
Einband: Leder, Kopie eines romanischen Einbandes aus dem Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien
Originalgetreu randbeschnitten
Inkl. Kommentarband
Auflage: weltweit 4500 nummerierte Exemplare, davon nur 980 nummerierte Exemplare für die nicht frankophone und nicht spanisch sprechende Welt.
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde eine
neue Buchgattung in England sehr populär, das illustrierte Bestiarium, ein biblisches Tierbuch. Die Tierallegorien, die allmählich Gemeingut des Volkes wurden, erfreuten sich im Mittelalter großer
Beliebtheit. Der lateinische Prosatext wurde die Grundlage für die Bearbeitung des mittelalterlichen Bestiariums.
Die Bilder sind im Text unregelmäßig verstreut, gelegentlich wird auch ein Tier durch mehrere der beschriebenen Eigenschaften charakterisiert. Die Gestalt der Tiere ist nach modernen Begriffen oft
recht sonderbar: ein Krokodil mit Drachenkopf und Vogelfüßen. ein gehörnter Panther, willkürliche Farbgebung seien nur ausgewählte Andeutungen für die willkürliche Ikonographie, die fern von
Naturstudien auf der freien Verwertung der literarischen Vorbilder beruhte.
Dieser prachtvoll mit Blattgold ausgestattete Codex, besticht nicht nur durch die großartige leuchtende Deckfarbenmalerei und die klare Einprägsamkeit der Tier- Pflanzen- und Menschendarstellungen,
sondern auch durch seine Vorliebe zur ruhigen Symmetrie, feinen Ornamenten und oft liebevoll gemusterten Hintergründen